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Verschläft Deutschland die Revolution in der Luftfahrt?

Experten warnen: Deutschland verliert den Anschluss in der Luftfahrtforschung . Dabei steht die Branche vor großen Veränderungen, die es zu nutzen gilt.  Muss die Politik mehr tun?

Der Luftfahrtindustrie geht es gut. Die Zahlen im Passagier- und Frachtverkehr steigen stetig, die Flugzeugbauer können sich vor Bestellungen kaum retten, hunderte neue Maschinen sollen in den nächsten Jahren durchstarten.

Doch nun warnen Experten, Deutschland könnte durch die zunehmende Internationalisierung der Branche den Anschluss bei der Luftfahrtforschung verlieren. Eine Expertengruppe der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina hat sich deshalb jetzt mit einem aktuellen Diskussionspapier zu Wort gemeldet.

In den wichtigen Disziplinen wie Flugmechanik oder Aerodynamik sitzen die Experten und Entwickler mittlerweile im Ausland. Lösungen für die großen Herausforderungen der Zukunft, zum Beispiel die Reduktion des Schadstoffausstoßes bei Fliegern oder unbemannte Flugzeuge, würden deshalb aktuell nicht hierzulande entwickelt. Gerade hier sehen die Leopoldina-Experten aber eine Chance, um die Kompetenzen wieder aufzubauen und den Anschluss zu halten.

Das ist nicht nur im Interesse der Industrie, sondern auch des Wissenschaftsbetriebes: Nur wenn kompetente Ingenieure im Land gehalten werden, gibt es auch kompetente Bewerber auf Lehrstühle, die wiederum die nächste Generation der Luftfahrtingenieure ausbilden können.

Die Ursachen für diese Entwicklungen sehen die Autoren in der zunehmenden Internationalisierung der Luftfahrt. Beispiele dafür gibt es genug. Im größten europäischen Luftfahrtkonzern Airbus gingen etwa diverse nationale Unternehmen auf, darunter auch die deutsche DaimlerChrysler Aerospace. Heute sitzt die Konzernzentrale im französischen Toulouse. Der letzte komplett deutsche Flugzeugbauer Dornier meldete 2002 Insolvenz an.

Jobs für Luftfahrtingenieure sind deswegen hierzulande rarer gesät, als sie dies vielleicht noch vor zwanzig Jahren waren. Doch gänzlich unattraktiv ist der Standort für sie nicht: Windkanäle und andere Forschungsanlagen gibt es hierzulande zuhauf (auch von Airbus), sie müssen nur genutzt werden.

Und tatsächlich bewegt sich schon etwas. Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt kündigte auf dem jährlichen Branchenkongress in Friedrichshafen an, vier neue Institute aufzubauen, die sich mit der Digitalisierung der Luftfahrtbranche beschäftigen sollen. Auch an der Integration unbemannter Flugzeuge in den Luftraum arbeitet das Kölner Forschungszentrum.
„Die Digitalisierung kann uns eine gute Zukunft garantieren, wenn wir jetzt die Chancen in Forschung und Entwicklung ergreifen“, sagte DLR-Luftfahrtvorstand Rolf Henke.

Sowohl die Autoren der Leopoldina-Studie als auch die Teilnehmer des Luft- und Raumfahrtkongresses in Friedrichshafen wünschen sich dabei mehr Unterstützung aus der Politik. Die Investition würde sich in jedem Fall rentieren, heißt es.
Tatsächlich ist die Luftfahrtforschung oft Ausgangspunkt für Erfindungen, die auch in Branchen einsetzbar sind, etwa Antiblockiersysteme für Autos oder Kohlefasertechnologie.