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Verkehr: Warum der e-Highway von Siemens eine gute Idee ist

Ein sogenannter Trolley-Truck / Quelle: Siemens

Auf dem Pkw-Markt weicht die Skepsis gegenüber elektrischen Fahrzeugen immer mehr der Neugier. Neue Modelle, bessere Batterien und eine stetig wachsende Infrastruktur machen das elektrische Fahren attraktiv. Klar ist auch: Eine neue Form der Mobilität braucht mehr, als nur den Austausch der Antriebstechnologie. Im Personenverkehr ist die intelligente Verbindung von öffentlichem Nahverkehr, Carsharing, und City-Bikes eine denkbare Opion. Doch wie sieht es im Güterverkehr aus?

Bisher kommt die Entwicklung elektrifizierter Lastkraftwagen kaum vorwärts. Zwar testen verschiedene Logistikunternehmen die Möglichkeiten der Elektro-Lkw, doch die Ambitionen gehen kaum über Pilotprojekte und kleinere Testflotten hinaus. Der eHighway von Siemens könnte das ändern. Dabei sollen Lkw mit Stromabnehmern ausgestattet werden, die bei Bedarf an eine Oberleitung angeschlossen werden. Ist keine Infrastruktur vorhanden, fährt das Fahrzeug per Hybrid.

Das Konzept hat durchaus Potenzial. In Kalifornien erhielt Siemens den Zuschlag für ein ambitioniertes Großprojekt: Auf einem Teilstück der Interstate I-710 sollen Oberleitungen für die sogenannten Trolley-Trucks angebracht werden. Die Teststrecke liegt zwischen den beiden größten Häfen der USA in Los Angeles und Long Beach. Das Güterverkehrsaufkommen ist riesig: 35.000 Lastwagen-Pendelfahrten zählen die Behörden vor Ort – pro Tag!

Bis 2050 verdreifacht sich der Güterverkehr

Dabei wird es auf Dauer wohl nicht bleiben, denn der Transport auf der Straße wächst. Der Weltwirtschaftsrat für Nachhaltige Entwicklung rechnet sogar mit einer Verdreifachung bis 2050. Ein Drittel davon soll auf der Schiene erledigt werden, doch der überwiegende Anteil bleibt auf der Straße – mit entsprechenden Folgen: Starker Anstieg der CO2-Emissionen, Luftverschmutzung durch Stickoxide und Feinstaub und ein enormer Verbrauch an Diesel.

Ein Projekt wie der eHighway von Siemens kommt da zur rechten Zeit. Sowohl ökonomisch als auch ökologisch ist der Einsatz von Oberleitungslastkraftwagen sinnvoll. Der Hybridantrieb senkt die Abhängigkeit vom Öl und im elektrischen Betrieb sind Lärm-, und Schadstoffemissionen beinahe gleich null. Ohnehin ist es eine bereits bewährte Idee. In Deutschland ging mit der Bielathal-Motorbahn der erste gleislose Oberleitungs-Bus vor über 100 Jahren ans Netz. Schon damals arbeite das Unternehmen, damals noch Siemens & Halske, an der Realisierung.

Siemens steht mit dem eHighway also in guter Tradition. Oberleitungslastkraftwagen verbinden das Beste aus zwei Welten. Die ressourcenschonende Effizienz der Bahn mit der Flexibilität der Straße. „Auf dem eHighway bringen wir die Technologie, die wir bisher von der Bahn kennen, mit all den bekannten Vorteilen, auf die Straße“, erklärt Roland Edel, Chief Technology Officer Mobility and Logistics bei der Siemens AG. Schon 2015 soll der erste Trolley-Truck in den USA fahren, aber wann folgt der Einsatz auf deutschen Straßen?

Der Sachverständigenrat für Umweltfragen der Bundesregierung empfahl schon 2012 den Einsatz. In seinem Umweltgutachten bezeichnete der Rat die Elektro-Lkw als interessante Option „um das ungelöste Batterieproblem und die begrenzte Verfügbarkeit von Biokraftstoffen aus nachhaltigem Anbau zu umgehen.“ Passiert ist abseits kurzer Teststrecken bisher jedoch wenig. Vielleicht bringt das Siemens-Projekt in den USA frischen Wind in die Debatte.