Zum Geburtstag: Samsung eröffnet ein Museum
22. April 2014
Studie: Berliner Gründer besetzen Innovationsbranchen
28. April 2014

Skolkowo: Deutsche Unternehmen im russischen Silicon Valley

So könnte das russische Silicon Valley mal aussehen. Quelle: Skolkovo Foundation

Die Europäische Union ist der mit Abstand größte Handels- und Innovationspartner Russlands. Gut die Hälfte der Exporte sendet Russland in die Mitgliedsstaaten der EU. Andersherum bezieht das Land etwa drei Viertel aller Auslandsinvestitionen aus den EU-Staaten. Beobachter sehen eine zunehmende Eskalation in der Ukraine auch als Gefahr für die wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Die Handelsbeziehungen zwischen der EU und Russland sind im Zuge des Ukraine-Konflikts immer wieder zum Thema geworden. In Deutschland wird dabei vor allem die Abhängigkeit von russischem Gas diskutiert. Kaum diskutiert wurde hingegen die Innovationspartnerschaft beider Länder. Dabei engagieren sich deutsche Unternehmen umfangreich in russischen Innovationsprojekten.

Beispielhaft steht hierfür der Moskauer Vorort Skolkowo, auch das russische Silicon Valley genannt. Das Innovationszentrum Skolkowo ist ein Forschungs- und Industriegebiet, in dem hochmoderne Technologien entwickelt werden sollen. Von Anfang an wurde auf die Zusammenarbeit mit westlichen Partnern wertgelegt, darunter auch viele deutsche Unternehmen wie Siemens und SAP.

Der ehemalige Vorstandsvorsitzende von Siemens, Peter Löscher, wurde 2010 sogar Mitglied im Stiftungsrat der eigens für das „russische Silicon Valley“ gegründeten Stiftung für die Entwicklung der Innograd Skolkowo. Doch nicht nur Siemens und SAP engagieren sich in dem Forschungszentrum, das noch durch den ehemaligen Präsidenten und heutigen Ministerpräsidenten Russlands, Dimitri Medwedew initiiert wurde.

Auch der zuletzt angeschlagene Energiekonzern RWE ist Partner der Skolkowo-Stiftung. Außerdem arbeiten verschiedene Forschungsinstitute wie das Max-Planck-Institut, die Helmholtz-Gesellschaft, das Fraunhofer-Institut und die TU Berlin eng mit dem russischen Forschungszentrum zusammen. Die deutsch-russische Innovationspartnerschaft zeigte sich zuletzt auch auf der Hannover Messe sowie der CeBIT, wo sich Russlands Silicon Valley präsentierte.

In der Innovationsstadt Skolkowo engagieren sich zahlreiche ausländische Unternehmen. Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS ebenso wie Samsung, IBM, Microsoft und Google.  Inmitten dieser engen wirtschaftlichen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit kommt nun der Streit um die Annexion der Krim, sowie die Auseinandersetzungen in der östlichen Ukraine.  Gefährdet der Konflikt diese umfangreichen Innovationspartnerschaften?

Noch Ende Januar diskutierten Mitglieder der Association of European Businesses (AEB), eine Interessensvertretung europäischer Unternehmen die in und mit Russland Geschäfte machen, eine mögliche Partnerschaft mit dem Skolkowo-Projekt. Die Liste der deutschen Unternehmen in der AEB ist lang. Dazu gehören Bayer und BASF ebenso wie die Deutsche Bank und der bereits als Partner assoziierte Siemens-Konzern.

Das Treffen fand allerdings noch vor der Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim und dem Ausbruch der Unruhen in der Ost-Ukraine statt. Am 6. März veröffentlichte die AEB eine Pressemitteilung als Reaktion auf den Konflikt, in dem zu diplomatischen Bemühungen und einem konstruktiven Dialog beider Seiten aufgerufen wird. Die AEB habe „[…]keinerlei Interesse an einer Verschlechterung der Situation“.

Die im Zuge der Krise ausgerollten Sanktion der USA und EU gegenüber Russland sprechen allerdings Bände. Seit dem 1. April hat die NATO alle zivilen und militärischen Kooperationen eingestellt. Ein Tag später beendete die amerikanische Regierung die Zusammenarbeit des gemeinsamen Raumfahrtprogramms. Lediglich die amerikanischen und russischen Astronauten an Bord der ISS stehen, oder vielmehr schweben, über den Dingen.

Die wissenschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und dem Westen stehen auf dem Prüfstand. Sollte die Lage im Osten der Ukraine weiter eskalieren, würde auch der Druck auf die zahlreichen Innovationspartnerschaften zwischen Russland der EU und den USA weiter steigen. Experten befürchten eine langfristige Schädigung der wirtschaftlich-wissenschaftlichen Zusammenarbeit.

Im amerikanischen Silicon Valley wird bereits vor einem Investitionsstau gewarnt. Russische Technologiefirmen haben mittlerweile eine eigene Siedlung mit mehr als 100 russischen Niederlassungen in der Region Nord-Kalifornien. Allein der russische Milliardär Yuri Milner, Anteilseigner von Facebook und Twitter, soll in den vergangenen drei Jahren mindestens zwei Milliarden Dollar in US-Tech-Konzerne investiert haben.

Edward Crawley, Professor am MIT und Präsident des Technologie- und Wissenschaftsinstituts in Skolkowo mahnt daher zur Besonnenheit und ruft alle Beteiligten dazu auf, die Zusammenarbeit zu verstärken. Und Oleg Kharkhordin, Direktor der Europäischen Universität in St. Petersburg, ergänzt: „Es sollte im Interesse beider Seiten sein, den freien wissenschaftlichen Austausch zu fördern.“

Hierzulande läuft bisher noch alles so wie gewohnt. Deutsche Unternehmen, die im russischen Silicon Valley angesiedelt sind arbeiten also weiterhin mit den russischen Partnern zusammen. Im Sinne aller Beteiligten sollte das bestenfalls auch so bleiben. Für die Menschen in der Ukraine ist eine friedliche, diplomatische Lösung ohnehin erstrebenswert.