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Otto verkauft sein preisgekröntes KI-Start-Up in die USA

2014 noch erhielt Otto für ein Projekt von Blue Yonder den Deutschen Innovationspreis in der Kategorie Großunternehmen. Jetzt geht das Start-Up an einen neuen Eigner.

Blue Yonder hat in den Supermärkten alles genau im Blick: wann der Käse schimmelt, wann der Wein kippen könnte und wann Marketing-Aktionen für Kunden besonders gut anlaufen. Das deutsche Start-Up, das lange unter der Fahne der Otto Group operierte, hat sich auf die Verbesserung der Lieferketten mithilfe von Künstlicher Intelligenz konzentriert – und das durchaus erfolgreich.

Vor zehn Jahren gegründet, kann das KI-Unternehmen aus Karlsruhe auf eine Erfolgsgeschichte zurückblicken, von der wohl viele träumen würden. Bereits zur Gründung kann KI-Experte Michael Feindt die Otto Group als Investor gewinnen, später steigen weitere Geldgeber ein. Zu den Kunden gehören neben Otto auch Kaufland und DM, seit Jahren sahnt das Start-Up regelmäßig Preise ab. 2014 erhielt Gründungsinvestor Otto für ein Big Data Project des KI-Unternehmens sogar den begehrten Deutschen Innovationspreis in der Kategorie Großunternehmen.

Jetzt hat der auf Supply-Chain-Lösungen spezialisierte Softwarehersteller JDA Software zugeschlagen und die Firma vollständig gekauft. Wie hoch die Verkaufssumme oder Bewertung der Firma liege, kommunizierten beide Seiten vorerst nicht. Warum Otto das offenbar wertvolle Start-Up abgibt, teilte der Konzern nicht mit.

Was Blue Yonder bietet, ist insbesondere die Verarbeitung von Daten und darauf aufbauend die Entwicklung von Lösungen für den Handel. Mithilfe von Millionen von Datenpunkten innerhalb einer Lieferkette errechnet die Spezialisten der Firma, wann Rabattaktionen für Kunden sinnvoll sind, wie sich Prozesse optimieren lassen und wo Einzelhändler etwas einsparen können.

Hinzu kommen Hochrechnungen und Prognosen über die Lagerbestände in der Zukunft: Fehlt es an Klobürsten, müssen Deodorants nachbestellt werden? Solche Fragen klären die Programme von Blue Yonder voll automatisch und sollen so verhindern, dass es den Einzelhändlern an Waren fehlt. Nach Angaben des Start-ups können die Handelsketten mithilfe von Blue Yonder rund fünf Prozent mehr Umsatz und auch Gewinn erzielen.

Der Software-Spezialist JDA ist eigenen Angaben zufolge führend, wenn es um IT-Lösungen für Lieferketten und den Handel geht. Mit dem Unternehmen aus Karlsruhe holt sich JDA nun Know-How im Bereich der Künstlichen Intelligenz ins Haus, heißt es. Der Kauf zeige, dass das Sammeln von Daten und Künstlicher Intelligenz zunehmend wichtiger werde, heißt es von JDA . Das zeigt auch eine Studie von Forrester Consulting. Bereits 55 Prozent der Unternehmen im Bereich “Supply Chain” planen demnach größere Investitionen in Künstliche Intelligenz, weitere 25 Prozent immerhin noch kleinere.