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Mit Seilbahnen den ÖPNV in deutschen Großstädten entlasten

Kein Stau, kaum Emissionen und wenig Lärm: Seilbahnen bieten viele Vorteile. Einer Umfrage zufolge kann sich die Mehrheit der deutschen solche Systeme sogar für deutsche Großstädte vorstellen, dennoch scheiterten solche Projekte bisher meistens.

In einigen Großstädten Lateinamerikas gehören Seilbahnen im Nahverkehr schon längst zur Normalität. Metropolen wie La Paz in Bolivien, Medellín in Kolumbien oder Mexiko-Stadt nutzen deren Vorteile, um das Verkehrschaos einzudämmen. In Deutschland scheiterten solche Pläne bisher oft am Nein der Bürger. Woran das liegt und wie sich die Akzeptanz für Seilbahnen erhöhen lässt, wollte das Planungs- und Beratungsunternehmen Drees & Sommer in einer aktuellen Umfrage wissen. Dazu ließ es mehr als 180 Personen in Form einer repräsentativen Stichprobe in Stuttgart befragen.

Das Ergebnis: Die Akzeptanz zur Errichtung von städtischen Seilbahnen ist hoch. 83 Prozent stehen dem Einsatz solcher Systeme für Großstädte positiv gegenüber, erst recht, wenn es um den Anschluss von äußeren Stadtteilen geht. Zudem sind 42 Prozent überzeugt, dass Seilbahnen den öffentlichen Nahverkehr verbessern können. Fast ebenso viele glauben zudem, dass solche Systeme stark beanspruchte Verkehrsstrecken entlasten könnten und 44 Prozent sind der Überzeugung, dass ihr Einsatz CO2-Emissionen verringern wird.

„Wenn wir noch vor einigen Jahren Seilbahnkonzepte bei Kommunalpolitikern vorgestellt haben, fragten die uns, ob wir glauben, wir befänden uns gerade an der Zugspitze“, sagt Claus Bürkle, Partner bei Drees & Sommer. „Mit der immer massiveren Verkehrsproblematik vielerorts hat sich das geändert.“ Seilbahnen ersparten Pendlern eine Menge Stauzeit, sie seien äußerst umweltfreundlich und die Bauzeit deutlich kürzer und günstiger als bei U-Bahnen.

Bürkler zufolge eignet sich eine Seilbahn allerdings nur für kurze Distanzen von bis zu acht Kilometern. Mit 20 bis 25 Kilometern pro Stunde sind sie zwar nicht besonders schnell, aber unter Umständen dennoch eher am Ziel als Autofahrer während des Berufsverkehrs.

Zwei große Probleme müssen Unternehmen jedoch noch überwinden, um die Bürger vollends von dem System zu überzeugen: Bedenken wegen der Sicherheit und „Not-In-My-Backyard-Syndrom“ (nicht in meinem Garten), das hierzulande auch Sankt-Florian-Prinzip genannt wird.

So vertrauen nur 31 Prozent der Befragten Seilbahnen voll und ganz. Zudem glaubt jeder Zehnte, dass die Betreiber bei unvorhergesehenen Situationen, wie Unfällen oder einem technischen Versagen, nicht souverän reagieren könnten. Bürkle zufolge seien Seilbahnen jedoch ein sehr sicheres Verkehrsmittel. Bei starken Stürmen würden sie sowieso abgeschaltet, die Unfallquoten seien äußerst gering.

Schwierigkeiten ergäben sich ihm zufolge jedoch beim Thema Überfahrtsrechte: Dass Seilbahnen auch über Wohnhäuser hinwegschweben, empfinden 44 Prozent als eine Einschränkung ihrer Privatsphäre.

Genau das führt letzten Endes zum Sankt-Florian-Prinzip: „Viele Menschen sind zwar von den Vorteilen einer städtischen Seilbahnanlage überzeugt, doch niemand will, dass sie am eigenen Wohnort direkt am Schlafzimmerfenster vorbeiführt“, sagt Sebastian Beck, Senior Projektpartner bei Drees & Sommer. Die tatsächliche Höhe der Kabinen ist dabei für viele entscheidend. Drei von vier Befragten gaben an, dass eine Seilbahntrasse in direkter Nähe zu ihrem persönlichen Wohnumfeld verlaufen kann, sofern sie „angemessen hoch“ angebracht ist.