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Konzernumbau: Siemens braucht neue Innovationsstrategie

Vorstandsvorsitzender Joe Kaeser / Quelle: Siemens

Mitte März fällt bei einem Manager-Kongress in München ein Satz, der eigentlich in jedes Standardwerk über Innovationsmanagement gehört. Er lautet: „Man muss nicht unbedingt Beratungsfirmen beauftragen um zu erfahren, welche Dinge verändert werden müssen.“ Stattdessen sei es sinnvoller, die eigenen Mitarbeiter zu befragen. Der Urheber dieses Satzes ist Joe Kaeser, Vorstandsvorsitzender bei Siemens seit August letzten Jahres.

Joe Kaeser hat dem Konzern eine radikale Erneuerung verordnet. Von 11.600 Mitarbeitern soll sich der Konzern in nächster Zeit trennen. Die bisherigen Geschäftsfelder Healthcare, Energy, Industry und Infrastructure & Cities werden aufgelöst. Auch auf der Führungsebene werden noch Personalwechsel erwartet. Zurück gehen die vielen Veränderungen auf eine Befragung unter den rund 2500 befragten Mitarbeiter aus der erweiterten Führungsriege des Konzerns.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus der Befragung sind laut Kaeser, dass Siemens nicht innovativ genug und nicht nahe genug am Kunden sei. Außerdem halten viele der befragten Mitarbeiter den Konzern für zu starr und schwerfällig. Der geplante Umbau adressiert genau diese Problemfelder und soll für das Unternehmen die Wende bringen. Zuletzt hatte Siemens in zahlreichen Branchen den Anschluss verpasst.

Eine neue Unternehmenskultur

Während der Konzernumbau eher einem technokratischen Pragmatismus folgt – streichen, zusammenlegen, umbauen – versucht Kaeser auch eine neue Unternehmenskultur zu etablieren. Mehr Offenheit und Transparenz, ein Klima des Vertrauens, Zuversicht und Begeisterung unter den Mitarbeitern. Ausgelutschte Floskeln für einige, doch Kaeser lässt seinen Worten durchaus auch Taten folgen.

Für die Präsentation der Jahresbilanz hatte er neben 80 Journalisten auch 80 ausgeloste Mitarbeiter eingeladen, ein Novum unter den DAX-Konzernen. Auch die Angst vor Fehlern will Kaeser seinen Angestellten nehmen. "Die Mitarbeiter müssen wissen, ihnen wird nicht der Kopf abgerissen, wenn Sie sagen: Ich komme hier nicht mehr weiter", sagte Kaser im November bei Präsentation der Jahresbilanz. Ob die Mitarbeiter hinsichtlich der nun geplanten Entlassungswelle tatsächlich zuversichtlich in die Zukunft schauen, sei dahingestellt.

Bleibt die Frage: Reichen die Maßnahmen aus, um das Unternehmen zu alter Stärke zu führen? Zumindest bezüglich der Innovationsstrategie muss sich Siemens mehr Gedanken machen. Zwar meldet das Unternehmen gut 60.000 Patente im Jahr an, doch bleibt die Umsatzentwicklung dennoch hinter den Erwartungen zurück. Für Kaeser ein Anzeichen dafür, dass Siemens mit seinen Produkten nicht die Preise erzielen kann, die man gerne hätte.

Mitarbeiter als Ideengeber

Die Mitarbeiter stärker einzubeziehen kann dabei nur von Vorteil sein. Eine direkte Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmen fördere eine Kultur des verpflichtenden Eigentums, so Kaeser in einem Beitrag für die Huffington Post: „Mitarbeiter sind motivierter und identifizieren sich stärker mit ihrem Betrieb. Unternehmer berichten von geringeren Krankenständen. Mitarbeiter treten den Kunden mit Selbstbewusstsein und Stolz gegenüber, sie bringen mehr Ideen in den täglichen Betrieb ein. Und gerade Ideen sind es, die Innovation und damit Wettbewerbsfähigkeit fördern. Eigentum wird zum vorrangigen Zweck des Handelns.“

Für ein Unternehmen das gut 360.000 Mitarbeiter beschäftigt ist diese Strategie von enormer Bedeutung. Eine konsequente Ausschöpfung dieses Potenzials könnte ein starker Innovationsmotor für den Konzern sein. Einer Studie zufolge beteiligt sich derzeit nur etwa jeder dritte Mitarbeiter am Ideen-Management deutscher Unternehmen. Nicht schlecht aber zu wenig, meinen Experten. Denn in den Köpfen der Mitarbeiter schlummern Milliarden.