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Industrie 4.0: Standards und Normen in Vorbereitung

Logo der Plattform Industrie 4.0 / Quelle: Plattform Industrie 4.0

Für den Industriestandort Deutschland sind Normen und Standards schon immer enorm wichtig gewesen. Durch die Einigung auf einheitliche Maße wie der DIN-Norm gewinnt die Industrie einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil: Neue Konzepte und und Technologien können ohne Schwierigkeiten in die industrielle Praxis umgesetzt werden. Für die Industrie 4.0 fehlen solche Normen bisher – die Plattform Industrie 4.0 sollte das eigentlich ändern.

Die Plattform ist ein Gemeinschaftsprojekt der deutschen Wirtschaftsverbände Bitkom, dem Verband der Maschinen- und Anlagenbauer (VDMA) und dem Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Nach anhaltender Kritik soll die Plattform nun umstrukturiert werden.

Am Thema Industrie 4.0 Normung wird unterdessen weiter gearbeitet. Tagung für Industrie-Normen mit rund 200 Experten Unter Beteiligung zahlreicher weiterer Partner, wie dem Deutschen Institut für Normung (DIN) und Vertretern des Bundeswirtschaftsministeriums , fand vergangene Woche die Tagung „Normen für Industrie 4.0 – grundlegende Methoden und Konzepte“ statt. Rund 200 Experten kamen in das Konferenzzentrum in Berlin, um sich über Normen, Standards, Konzepte und Modelle für Industrie 4.0 zu informieren und auszutauschen.

„Die heutige Veranstaltung zeigt die große Bedeutung, die der Normung bei der Umsetzung von Industrie 4.0 beigemessen wird“, stellte Ulrich Epple, Vorsitzender des DIN-Steuerkreises „Industrie 4.0“, fest.

Trotz Scheitern der Industrie 4.0 Plattform gibt es Fortschritte

„Auch wenn in den letzten Wochen teilweise der Eindruck vermittelt wurde, dass in Deutschland wenig Greifbares aus den bisherigen Diskussion entstanden sei, dokumentieren die nun erarbeiteten Konzepte der verschiedenen Gremien, dass das Gegenteil richtig ist. Die heutige Veranstaltung demonstriert daher auch, wie gut die verschiedenen Gremien mittlerweile vernetzt sind und erfolgreich an einem Strang ziehen“, so Epple weiter.

Fortschritte sollen vor allem durch die „Normungs-Roadmap Industrie 4.0“ vorangebracht werden. „Auch die Normung entwickelt sich innovativ weiter. Aus diesem Grunde haben wir das Programm Normung 2020 gestartet“, so Bernhard Thies, Sprecher der VDE|DKE-Geschäftsführung, einem Ausschuss des DIN. Ulrich Epple unterstrich zudem, dass die Normung insbesondere auch die Erwartungen und Herangehensweisen der jüngeren Generation stärker einbeziehen müsse.

Normen und Standards sind Voraussetzung für Industrie 4.0

Neben den technischen Voraussetzungen – insbesondere der Integration von cyber-physischen Systemen in die Produktion und Logistik sowie der Anwendung des Internets der Dinge in industriellen Prozessen – legen Normen und Standards das Fundament für die erfolgreiche Umsetzung der Industrie 4.0. Auf internationaler Ebene hat sich zu diesem Zweck das International Industrie Consortium (IIC) zusammengeschlossen.

Big Player aus den USA wie Cisco, General Electric und IBM, aber auch asiatische Branchenriesen wie Hitachi und Huawei arbeiten hier gemeinsam an einheitlichen Standards und Industrie 4.0 Projekten. Einzige Unternehmen aus Deutschland bisher: Bosch und Siemens. Ob die Initiativen in Konkurrenz zueinander stehen ist noch nicht abzusehen. Bosch-Manager Kallenbach sagte, das IIC sei sehr viel breiter aufgestellt und habe nicht nur industrielle Fertigung, sondern verstärkt auch das "Internet der Dinge" im Blick.

„Wir müssen erst lernen, was man tun muss.“

Für die Zukunft der Wirtschaft in Deutschland sei es sehr wichtig, dass neue Technologien für die Industrie 4.0 umgesetzt werden, sagte Kallenbach. Dafür seien nicht Gremien, sondern die Unternehmen verantwortlich. „Die Standardisierung ist der zweite Schritt“, betonte er. „Wir müssen erst lernen, was man tun muss. Wir brauchen erste Erfahrungen. Die Kunst ist, Nutzen daraus zu ziehen.“

Reinhard Clemens, CEO von T-Systems und Partner der Plattform Industrie 4.0, erklärte bereits Ende Januar: „Im Wesentlichen haben wir nichts hinbekommen, um uns pragmatisch schnell auf Standards zu einigen. Das IIC kommt pragmatisch voran, dort wird nicht großartig standardisiert, sondern es werden Quasi-Standards gesetzt. Unsere Gründlichkeit könnte zur Bedrohung für uns werden. Am Ende gewinnt vielleicht nicht der Beste, sondern der Schnellste.“

Wolfgang Dorst, Bereichsleiter Industrie 4.0 beim Bitkom, kommentierte die Umstruktierung mit den Worten: „Jetzt geht es darum, die breitere Gesellschaft anzusprechen. Dafür kann eine neue Organisationsform sinnvoll sein. Um die Nutzung des Internets in der Industrie voranzutreiben, ist der enge Dialog mit der Politik wichtig.“ Dabei werde es vor allem darum gehen, Standards für die vernetzte digitalisierte Produktion zu definieren.