Antibiotika: Bazillen mit Bazillen bekämpfen
3. Februar 2019
Bürger wünschen sich digitale Reformen in der Verwaltung
15. Februar 2019

Geteilter Job, zufriedene Mitarbeiter

Das deutsche Start-up Tandemploy will das Arbeiten flexibler machen. Kollegen sollen sich Arbeit und Stellen aufteilen – oder sich direkt gemeinsam bewerben.

In deutschen, aber auch vielen Firmen im Ausland herrscht im Jahr 2019 noch immer die 38-Stunden-Woche. Diese Anzahl an Stunden, so glauben es offenbar viele Unternehmen, sei gut geeignet für jegliche Branche und Tätigkeit.

Doch das stimme nicht – davon sind Anna Kaiser und Jana Tepe überzeugt. Die beiden Gründerinnen wehren sich gegen die 38-Stunden-Woche, argumentieren, dass es die eine optimale Arbeitszeit eben nicht gebe – und geteilte Arbeit oftmals die bessere Lösung sei.

Zu einem ähnlichen Schluss kommt auch das Bundesfamilienministerium. In einer Studie des Ministeriums heißt es, dass gerade einmal 29 Prozent aller Unternehmen überhaupt Job-Sharing anbieten. Die Autoren der Studie schreiben:  „Auch die zunehmend wichtigen Arbeitsmodelle der neuen Vereinbarkeit wie vollzeitnahe Teilzeit, Home-Office, Telearbeit und Jobsharing werden noch zu wenig angeboten.“

Anna Kaiser und Jana Tepe haben aus der Idee der geteilten Arbeit ein Geschäftsmodell gemacht. Seit 2017 vermarkten die beiden Frauen eine Software, mit der Unternehmen Arbeitszeiten intern besser verwalten können. Im selben Jahr schossen Ex-SAP-Vorstand Werner Brandt und Unternehmer Michael Kramarsch, Gründer einer Frankfurter Beratung, Geld in das Unternehmen. Die häufigsten Kunden sind mittelgroße und große Unternehmen, die versuchen, Arbeit in ihren Organisationen einfacher zu gestalten.

Mit der neuen Plattform, die bei Unternehmen intern die Arbeitsprozesse verbessern soll, können sich Mitarbeiter aus unterschiedlichen Ressorts und Abteilungen miteinander verknüpfen, um so die Lücke zwischen Wissensinseln zu schließen, wie sie Tandemploy nennt. Dabei geht es nicht nur darum, sich einen Job zu teilen, sondern sich auch für Projekte, Erfahrungsaustausch oder Hospitationen zu finden.

Die Gründerinnen von Tandemploy, so sagen sie selbst, wollen mit ihrem Konzept dazu beitragen, dass der Trend New Work auch in der Praxis mit Leben gefüllt wird. Innerhalb ihres eigenen Unternehmens experimentieren sie deshalb mit flexiblen und geteilten Stellen – und sind damit längst nicht mehr die einzigen. Viele große Unternehmen wollen junge Talente mit dem Schlagwort New Work zum eigenen Konzern locken.

Einer davon ist etwa SAP. Der größte deutsche IT-Konzern erlaubt es seit etwa einem Jahr, dass sich Mitarbeiter eine Stelle teilen. Einschränkungen gibt es dabei nicht, doch dürfte der Konzern damit insbesondere auf junge Mütter abzielen. Diese kommen nach der Schwangerschaft zurück ins Unternehmen, wollen wieder anspruchsvolle Projekte stemmen, dabei aber auch gerne etwas kürzertreten. Teilen sie sich eine Stelle, könnte das beide Mitarbeiter entlasten.

Tandemploy existiert bereits seit 2013 und ist zu Anfang mit einer Job-Sharing-Plattform bekannt geworden. Mitarbeiter können sich über die Plattform von Tandemploy etwa gemeinsam auf eine Stelle bewerben. Im Prinzip funktioniert Tandemploy dabei wie eine ganz normale Stellenbörse und ist für die Job-Suchenden kostenlos. Firmen zahlen für ihre Annoncen und einige Extras, etwa, Bewerber direkt anschreiben zu dürfen.

Mehr als 5000 Bewerber gibt es nach Angaben von Tandemploy bereits, fast 100 Unternehmen sind an Bord.