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Fintechs jagen den Banken Kunden ab

Einer Studie von Ernst & Young zufolge gewinnen Fintechs in Deutschland deutlich an Akzeptanz.

Die Banking-App Revolut schreibt erstmals schwarze Zahlen. Spätestens jetzt sollten die etablierten Geldhäuser die neue Konkurrenz durch wendige Start-ups ernst nehmen.

Ein Girokonto innerhalb von fünf Minuten auf dem Handy eröffnen: Mit solchen bequemen Diensten tun sich die traditionellen deutschen Banken schwer. Immer mehr Start-ups tummeln sich deshalb in der Finanzbranche, teilweise als Partner der alteingesessenen Geldhäuser – teilweise als direkte Konkurrenten. Der Banking-App Revolut ist es mit solchen Angeboten nun nach eigenen Angaben erstmals gelungen, ein Plus zu erwirtschaften. Damit zeichnet sich ab: Die Fintechs, wie diese technikgetriebenen Firmen in der Szene heißen, werden immer bedeutsamer.

Die App-Entwickler von Revolut haben sich zum Ziel gesetzt, die weltweit erste Alternative zu traditionellen Banken zu werden und ihren Kunden gebührenfreies Überweisen und Bezahlen via Smartphone zu ermöglichen. Nachdem die App schon 2015 an den Start gegangen ist, konnte das Londoner Unternehmen zuletzt innerhalb von zwei Monaten seine Kundenzahl von 1,0 auf 1,5 Millionen erhöhen. Zwischen 6.000 und 8.000 Kunden hat das Unternehmen also umgerechnet täglich gewonnen. In Deutschland hat Revolut eigenen Angaben zufolge derzeit mehr als 100.000 Nutzer.

Das rasante Wachstum kommt nicht von ungefähr. Einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Ernst & Young (EY) zufolge gewinnen Fintechs deutlich an Akzeptanz in Deutschland. Im zurückliegenden Sommer nutzten demnach 35 Prozent aller Internetnutzer die Produkte der neuen Finanzdienstleister, etwa mobile Bezahlmethoden oder Onlinefinanzierung. Im Vergleich zu 2016 habe sich damit die Nutzungsrate verdreifacht.

Zu aktiven Fintech-Nutzern wurden alle gezählt, die in den vergangenen sechs Monaten mindestens zwei FinTech-Produkte genutzt haben. Das Online-Banking bei der Hausbank fällt nicht in diese Kategorie. Die deutlich gestiegene Akzeptanz sei ein Zeichen, dass Onlinefinanzdienste erwachsen werden und im Markt angekommen seien, sagt Fintech-Experte Christopher Schmitz von EY. „Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem FinTechs der Durchbruch zum Massenmarkt gelingen kann. Mehr noch: Sie werden die treibende Kraft für den Markt und setzen etablierte Institute unter Druck.“ Den alteingesessenen Geldhäusern bleibe nichts anderes übrig, als entweder ähnliche Strukturen zu schaffen oder zu kooperieren, um mit den neuen Konkurrenten Schritt zu halten.

Besonders Bequemlichkeit ist der Studie zufolge ein Grund, dass die Deutschen vermehrt Fintechs nutzen: 28 Prozent schätzen die einfache Kontoeröffnung, 19 Prozent den rund um die Uhr verfügbaren Service.

Revolut plant nun den nächsten Schritt. Ziel sei, in bestehenden Märkten rapide zu wachsen und zu expandieren, sagt Claudio Wilhelmer, unter anderem zuständig für das Deutschlandgeschäft. Demnächst wolle man in die USA, nach Singapur und Australien expandieren. Außerdem untersuche das Unternehmen, ob ein Markteintritt in Ländern wie Indien, Südafrika oder Brasilien erfolgsversprechend sei.