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Big Data: Kämpfer für die vierte industrielle Revolution

Visual Computing für die Industrie 4.0 / Quelle: Fraunhofer IGD

Die Vernetzung klassischer Industrien, die sogenannte Industrie 4.0, ist der derzeit zuständigen EU Kommissarin Neelie Kroes viel Geld wert. Zwischen 2016 und 2020 steckt die Kommission 500 Millionen Euro in den Aufbau der datengesteuerten Wirtschaft.

Und nicht nur das: Kroes hat die Nähe zur Privatwirtschaft gesucht – und gefunden. Insgesamt bringt das der datenverarbeitenden Industrie ein Investitionsvolumen von 2,5 Milliarden Euro ein.

Die Ziele der öffentlich-privaten Partnerschaft sind ambitioniert: 30 Prozent des weltweiten Marktanteils für europäische Anbieter, 100.000 neue Arbeitsplätze für den Sektor, 10 Prozent geringere Energieausgaben, ein optimiertes Gesundheitssystem und produktivere Industriemaschinen.

Hohe Ansprüche an eine Idee, die nun seit geraumer Zeit über Fachkonferenzen, Tagungen und durch Messehallen geistert; die sich jedoch bis heute kaum in der Praxis, also im Unternehmens-Alltag wiederfindet.

Industrie 4.0? – Nie gehört!

Es stimmt schon, die Ausgaben für die Industrie 4.0 steigen. Der Branchenverband Bitkom rechnet vor: 317 Millionen Euro in 2013, 425 Millionen Euro in 2014 und 654 Millionen Euro in 2015. Bis 2020 sollen es sage und schreibe 2,6 Milliarden Euro sein.

Sicher gibt es hier eine Schnittmenge mit dem Investitionsvolumen von EU Kommission und europäischer Datenindustrie. Aber wer profitiert eigentlich vom dem vielen Geld?

Die Studie des Marktforschungsinstituts Experton Group, auf die sich die Prognose von Bitkom beruft, hat sich insgesamt zwölf Branchen in Deutschland angesehen. Die größten Profiteure finden sich demnach beim Maschinen- und Anlagenbau, in der chemischen Industrie und im Sektor Elektrotechnik.

Nur scheinbar wissen die noch gar nicht vom ihrem Glück. Laut Umfragen können fast zwei Drittel aller Mittelständler nichts mit dem Begriff Industrie 4.0 anfangen. Auch bei den Fach- und Führungskräften weiß nur gut die Hälfte Bescheid.

Big Data im Mittelstand? – Fehlanzeige!

In der Big Data Value Association, die als Vertreter der europäischen Datenindustrie mit der EU Kommission über die Partnerschaft verhandelt hat, finden sich deutsche Unternehmen wie SAP, Siemens, IBM, die Software AG und große Forschungseinrichtungen wie die TU Berlin und das Fraunhofer-Institut für künstliche Intelligenz.

Auch europäische Größen wie der französische Dienstleister Atos oder Nokia Solutions and Networks aus Finnland sind vertreten. Vom Mittelstand fehlt jedoch jede Spur.

Dabei ist der Mittelstand „Deutschlands Geheimwaffe“, wie die WirtschaftsWoche im aktuellen Mittestands-Spezial feststellt. Gut 3,7 Millionen kleine und mittlere Unternehmen zählt die Bundesrepublik. 99,7 Prozent aller umsatzsteuerpflichtigen Firmen in Deutschland zählen, rein quantitaiv gerechnet, zum Mittelstand.

Viele davon sind „Hidden Champions“, Weltmarktführer von denen niemand redet. Big Data und Industrie 4.0 sind hier jedoch, abseits von einfacher Datenanalyse, noch kein großes Thema.

Viele Unternehmen stellen sich derzeit die Frage, wie aus Big Data bares Geld wird. Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts heißt es. Nur wie der Rohstoff gefördert wird, darüber ist sich noch niemand so richtig im Klaren. Bis 2020 fließen jetzt mehr als zwei Milliarden Euro, um die Frage zu beantworten. Wenn Big Data wirklich mehr ist, als ein Schlagwort aus Vorträgen und Präsentationen, dann könnte sich die Investition lohnen.