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Die Wasserwege werden digital

Mit dem Digitalen Schifffahrtsassistenten soll die Industrie 4.0 in die Binnenschifffahrt einziehen.

Obwohl die Binnenschifffahrt für Deutschland extrem wichtig ist, geht die Digitalisierung auf Kanälen und Flüssen nur schleppend voran. Ein vom Bund gefördertes Projekt soll das jetzt ändern.

In Zeiten selbstfahrender Autos und Probestarts von Flugtaxen wirkt das Schiff als Transportmittel ein wenig altbacken. Dabei boomt gerade die Binnenschifffahrt: Bis 2030 erwartet das Bundesverkehrsministerium einen Anstieg der Transportleistung um 22,8 Prozent im Vergleich zu 2010.

Weil auf Deutschlands Wasserstraßen aber ohnehin schon viel Betrieb herrscht, muss der vorhandene Raum effizienter genutzt werden. Ein neuer Kanal ist nicht so schnell ausgehoben wie eine neue Straße asphaltiert, die Fahrrinne zu verbreitern dauert länger als der Bau einer weiteren Spur auf einer Autobahn. Das Ministerium startete deshalb ein Forschungsprojekt, um einen digitalen Schifffahrtsassistenten (DSA) zu entwickeln.

Im Kern ist der DSA ein Routenplaner, vergleichbar mit einem Navigationsgerät. Zusätzlich liefert er den Kapitänen aber weitere Informationen, etwa über den Pegelstand auf der geplanten Route oder die Verkehrslage. So können die Schiffsführer ihre Fahrt besser und effizienter vorbereiten. „Eine verlässliche Pegelstandprognose ermöglicht eine bessere Ladungsplanung und erhöht damit direkt die Wirtschaftlichkeit meiner Fahrten“, sagte etwa der Binnenschiffer Ralf Kiepe während der Vorstellung des digitalen Assistenten.

Mit dem Projekt beauftragt sind die Managementberatung Bearingpoint, die Technische Universität Berlin und die Bundesanstalt für Gewässerkunde. Ende 2016 startete die Entwicklung, im Herbst dieses Jahres soll ein sechsmonatiger Feldtest beginnen. Das Bundesministerium plant auch, Hafen- und Schleusenbetreiber einzubinden, damit die DSA-Nutzer zum Beispiel Liegeplätze buchen können. Gleichzeitig können die Häfen in Kooperation mit den Kapitänen den Zulauf an Schiffen besser steuern als bisher. „Damit wird die Basis für die Binnenschifffahrt 4.0 geschaffen“, sagt Alexander Schmid, Partner bei Bearingpoint.

Am Ende soll die gesamte Binnenschifffahrt effizienter werden sowie Leerlauf und Zeitverschwendung minimiert werden. Damit wird sie rentabler, was nicht nur gut für die Branche ist, sondern durchaus auch für die Umwelt. Denn ähnlich wie Güterzüge stoßen auch Schiffe deutlich weniger CO2 pro Tonne Fracht aus als Lkw. Und im Gegensatz zum ratternden Zug sind sie deutlich leiser. Allerdings pusten sie einiges an Luftschadstoffen wie Stickoxide oder Partikel in die Umwelt.

Kein Wunder also, dass der Bund hinter dem Projekt steht und es mit über zwei Millionen fördert. Die Summe ist Teil des „mFunds“, mit dem das Verkehrsministerium den Weg zur Mobilität 4.0 fördern möchte. „Der Digitale Schifffahrtsassistent trägt dazu bei, die Wirtschaftlichkeit von Transporten zu erhöhen“, sagte Dorothee Bär noch in ihrer Funktion als parlamentarische Staatssekretärin im Bundesverkehrsministerium. Mittlerweile ist sie Staatsministerin für Digitales in der neuen Bundesregierung. Das sei ein wichtiger Beitrag für Wachstum und Wohlstand in Deutschland.