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Der Pflege-Roboter lässt auf sich warten

Die Pflege ist bis heute in vielen Bereichen sehr analog aufgestellt. Das ändert sich nur sehr langsam.

In Deutschland herrscht Mangel in der Pflege. Seit Jahren kämpfen die Einrichtungen mit steigenden Patientenzahlen und gleichzeitigem Fachkräftemangel, wie es ihn in sonst keiner Branche gibt. Zwar macht die Politik ebenso wie die Verbände mittlerweile offensiv darauf aufmerksam, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sprach sogar davon “alle Register” zu ziehen – doch fehlen noch immer tausende Arbeitskräfte.

Da liegt der Gedanke nah, dass man mithilfe der Digitalisierung zumindest die Arbeitsabläufe beschleunigen könnte oder Pflegekräfte in ihrem Alltag entlasten könnte, zumindest wenn es um Routineaufgaben geht. Diese Entwicklung aber schreitet allenfalls langsam voran.

Das immerhin beobachten die Autoren einer aktuellen Studie der Evangelischen Bank, die mehr als 300 Geschäftsführer von Pflegeeinrichtungen befragt hat. Rund 72 Prozent der Befragten sehen die Digitalisierung zurzeit als etwas Schlechtes, dass sie vor allen Dingen mehr kostet, etwa weil die Geräte neue Updates und die Mitarbeiter Schulungen bräuchten. Dass die Roboter, Algorithmen und Computer hingegen die Pflegekräfte entlasten könnten, sehen gerade einmal 42 Prozent der Geschäftsführer.

Christian Schwarzrock, Abteilungsleiter des Finanzmanagements bei der Evangelischen Bank, sieht das als großes Problem und warnt davor, dass die Vorbehalte die Innovationskraft in der Pflege hemmen könnte. Er sieht, anders als die befragten Geschäftsführer, viele Einsatzmöglichkeiten, beispielsweise Sensoren im Boden. Diese könnten dann automatisch registrieren, wenn jemand in einem Pflegeheim fällt und bei den Pflegekräften automatisch Alarm schlagen.

Besonders große Chancen sehen die Befragten offenbar in Pflegerobotern. 43 Prozent der Geschäftsführer gehen davon aus, dass sie in Zukunft fest zu den Pflegeheimen gehören.

Erste Praxisbeispiele dafür gibt es bereits: Robbie etwa, ein 1,20 Meter großer Roboter, entwickelt vom japanischen Softwarekonzern Softbank. Bisher ist der Roboter mit der weißen Verkleidung unter anderem in Schulen und an den Rezeptionen in Hotels zu finden, allein in Europa etwa 12.000 Mal. In der Pflege soll er unter anderem eingesetzt werden, um den Kontakt mit Menschen zu simulieren, sich mit ihnen zu unterhalten – oder mit ihnen zu singen.

Anderer Roboter, ähnliches Prinzip: Seit einiger Zeit bereits wird in einigen Demenz-Einrichtungen in Deutschland eine Stofftier-Robbe rumgereicht. Sie kann Laute von sich geben, sich bewegen und soll bei Demenzkranken eine emotionale Nähe signalisieren. Ist sie über längere Zeit im Einsatz kann sie zudem Stimmen wiedererkennen und reagiert unterschiedlich je nach Mensch. Bis solche Roboter aber flächendeckend eingesetzt werden, wird es aber noch dauern, gerade auch weil sie nicht günstig sind. Robbie, der rollende Roboter kostet rund 1650 US-Dollar, die Robbe Paro rund 5000 US-Dollar.

Ein anderer Grund für die Zurückhaltung der Pflegeeinrichtungen auf Roboter zu setzen, dürfte auch an den Wünschen der Menschen liegen. Einer Studie des Digitalverbands Bitkom aus dem vergangenen Jahr zufolge sind zwar viele Menschen offen dafür, wenn es um Assistenzsysteme wie Sensoren im Fußboden gehe, wollen sich aber nicht von einem Roboter pflegen lassen. Gerade einmal 41 Prozent der damals befragten Menschen könnten sich das überhaupt vorstellen.